Die Zuckerglasur auf dem Dornengestrüpp
Man stelle sich vor, man öffnet TikTok – diese Plattform, die inzwischen selbst in den hintersten Winkeln der Welt Empörung und Entzücken gleichermaßen auslöst – und was findet man? Junge Frauen, die mit einem strahlenden Lächeln, in weichen Pastelltönen und mit sorgsam inszenierter Bescheidenheit, den Islam als die ultimative Erfüllung anpreisen. Natürlich nicht den Islam, den man vielleicht aus Nachrichtenberichten oder Büchern kennt. Nein, dieser Islam ist süß, unendlich modern und – wie praktisch – speziell für die Frau zugeschnitten. Willkommen in der neuesten Episode der Gehirnwäsche, verpackt als moderne Selbsterfindung! Wo bleibt hier eigentlich der Aufschrei der Feministinnen? Und warum lassen wir diese perfide Missionierung durchgehen, als wäre sie ein harmloser Influencer-Trend?
Die Märchenprinzessin trägt jetzt Hijab
TikTok, diese virtuelle Achterbahn der Absurditäten, ist der Ort, an dem man anscheinend alles und jeden neu erfinden kann – sogar Religionen. In 60 Sekunden schafft es die selbsternannte „Hijabi-Prinzessin“ (oft blond, westlich und mit Instagram-Augenaufschlag) zu erzählen, dass der Islam die Antwort auf alle Fragen ist. Mit zuckersüßen Kommentaren wie „Ich fühle mich so befreit in meinem Hijab!“ und „Im Islam werden Frauen wirklich respektiert“, wird eine Realität geschaffen, die der Realität diametral entgegengesetzt ist.
Was uns hier serviert wird, ist eine toxische Melange aus Selbstbetrug, romantisiertem Geschichtsrevisionismus und modernem Influencer-Tum. Unter den glänzenden Filtern und den choreografierten Lächeln der TikTok-Gurus wird eine Religion als feministische Befreiungsbewegung verkauft, während gleichzeitig weltweit Frauen gegen patriarchale Systeme kämpfen – oft genau in diesen Ländern, die durch TikTok so „glamourös“ dargestellt werden.
Kollaps der kritischen Vernunft
Nun fragt man sich unweigerlich: Wo sind sie, die lautstarken Verteidigerinnen der Frauenrechte? Wo ist der erbitterte Aufstand der Feministinnen, die sonst bei jeder Mikroaggression (sei sie real oder imaginär) auf die Barrikaden steigen? Schweigen. Ein Schweigen, das ohrenbetäubend ist.
Wieso hört man kein Wort von den üblichen Verdächtigen, die sich sonst an jedem öffentlich-rechtlichen Mikrofon festkrallen? Ist der Islam etwa aus irgendeinem Grund unantastbar? Die unangenehme Wahrheit ist, dass der Feminismus, einst das Schlachtfeld mutiger Frauen, heute in weiten Teilen zum politisch korrekten Feigenblatt verkommen ist. Wenn es darum geht, die „Gefühle“ einer bestimmten Religion zu verletzen – und seien es auch noch so verlogene Narrative – schweigt man lieber. Frauenrechte? Ja, aber bitte nur da, wo es bequem ist, wo kein Twitter-Sturm droht.
Das Schlimmste: Diejenigen, die tatsächlich unter repressiven Strukturen leiden, werden ignoriert. Frauen in Ländern wie dem Iran oder Saudi-Arabien, die ihre Leben riskieren, um gegen die Unterdrückung durch religiöse Gesetze zu kämpfen, gehen in der westlichen Debatte unter. Warum? Weil sie nicht ins woke Narrativ passen.
Die perfide Verharmlosung
Schaut man sich die TikTok-Videos dieser modernen Konvertitinnen an, könnte man meinen, der Islam sei eine Art spirituelle Wellness-Oase, wo Teerituale und innere Einkehr das Leben dominieren. Dass in vielen islamischen Ländern das Leben für Frauen ein völlig anderes Bild bietet, bleibt natürlich außen vor. TikTok ist schließlich keine Plattform für politische oder religiöse Bildung, sondern für konsumierbare, leicht verdauliche Häppchen der Ignoranz.
Das Problem ist, dass diese Videos die wahren, harten Realitäten völlig ausklammern. Man bekommt den Eindruck, als könne man den Islam wie einen Mantel überwerfen und ihn bei Bedarf wieder ablegen. Dass viele Frauen weltweit gezwungen sind, ein Leben unter einem religiösen Patriarchat zu führen, ist nicht mehr als ein störender Gedanke, der die Pastellfarben trüben würde. Dabei geht es hier nicht um Glauben an sich – jeder Mensch soll glauben, was er will – sondern um die bequeme Vermarktung von Religion als Lifestyle. Einem Lifestyle, der verharmlost und die Stimmen derer ignoriert, die für ihre Rechte kämpfen.
Der feministische Bankrott
Die traurige Wahrheit ist, dass sich der moderne Feminismus in vielen Teilen von den eigentlichen Problemen verabschiedet hat. Zu kompliziert, zu heikel, zu viel Aufruhr. Stattdessen stürzt man sich auf Themen, die sich gefahrlos ausschlachten lassen. Wurde eine Frau im Film schlecht repräsentiert? Schnell auf die Barrikaden! Trägt eine junge Frau auf TikTok den Islam als Accessoire zur Schau? Schweigen.
Das Narrativ des modernen, woken Feminismus ist inzwischen so opportunistisch geworden, dass es vor echten, komplexen Problemen zurückschreckt. Stattdessen setzt man auf Wohlfühlthemen, die sich in hübsche Memes und leicht verdauliche Hashtags verwandeln lassen. Doch der Schutz unserer Mädchen und Frauen vor solchen perfiden Manipulationen auf TikTok? Fehlanzeige. Feminismus war einst eine Bewegung des Mutes, heute scheint er in vielen Bereichen nur noch eine Bewegung des politisch-korrekten Opportunismus zu sein.
Der stille Verrat
Die große Frage, die sich am Ende stellt, ist nicht nur, warum solche Videos auf TikTok existieren, sondern warum der Widerstand so kläglich ausfällt. Wer schützt unsere Mädchen und Frauen vor dieser inszenierten, verlogenen Missionierung, die ihnen falsche Hoffnungen und verdrehte Realitäten verkauft? Der moderne Feminismus, der in seiner Blase gefangen ist, scheint jedenfalls nicht bereit, sich diesem Kampf zu stellen.
Es bleibt uns nur, selbst laut zu werden. Wir können nicht darauf hoffen, dass die sonst so lauten Stimmen der Gerechtigkeit uns dieses Mal verteidigen. Es ist an der Zeit, die Heuchelei der Woke-Kultur zu entlarven und unsere eigenen Kinder vor der schleichenden, auf TikTok verkauften, rosaroten Gehirnwäsche zu schützen. Denn das süße, glitzernde Lächeln auf TikTok kann schnell zu einem bitteren Erwachen führen.
Quellenangabe und weiterführende Links:
- TikTok und seine Algorithmen: The Verge
- Berichte über die Situation von Frauen in islamischen Ländern: Human Rights Watch
- Analysen zur feministischen Bewegung und politischer Korrektheit: Diverse Publikationen und Artikel