Der III. Weltkrieg kommt ungelegen

Der bunte Wertewesten hat sein Pulver bereits für den kleinen Schauspieler aus Kiew verpulvert

Es war einmal in einem fernen Land namens WerteWesten, wo Freiheit, Demokratie und das Recht auf Netflix heilig waren. In dieser bunten, pluralistischen Idylle schien alles möglich. Man konnte wählen, ob man an die Natur glaubte oder lieber der Klimakatastrophe frönte, sich zwischen gendersensibler Sprache und denglischen Phrasen entscheiden oder einfach alles ignorieren und Influencer werden. Eines Tages kam jedoch ein kleiner Schauspieler aus Kiew – ein Mann, dessen frühere Bühnenleistungen niemand so recht kannte, doch dessen gegenwärtige Rolle alle umso besser verstanden: Er war der Held in einem Drama, das der Welt den moralischen Spiegel vorhalten sollte.

Und der WerteWesten, stets mit einem Blick auf die Leinwand und den anderen auf die Aktienkurse, war sofort Feuer und Flamme. Die Bühnenbretter, die für Freiheit und Menschenrechte standen, wurden mit Bombenwerfern und Panzern ersetzt. Kein Preis war zu hoch, keine Unterstützung zu klein für den tapferen Kämpfer aus Kiew, der das Böse – ja, das wahrhaftig Böse – in Form eines bärigen Nachbarn aus dem Osten bekämpfte. Ein Mann, der seit Jahren im Schatten lauerte, um endlich das heilige Bündnis aus Markenwerten und Konsumfreiheit anzugreifen.

Doch da gab es ein klitzekleines Problem. Der WerteWesten hatte, wie es seine Natur ist, mal wieder etwas übertrieben. Mit einem Enthusiasmus, den man sonst nur beim Black Friday oder der neuesten Staffel einer Casting-Show erlebt, hatte er alles verpulvert, was in seinen Waffenkammern lag. Nicht für den Frieden, nein – denn das ist so 20. Jahrhundert – sondern für den Krieg. Für den kleinen Schauspieler aus Kiew. Und jetzt, wo das Pulver alle war, klopfte jemand anderes an die Tür. Jemand, den man seit Jahren nicht ernst genommen hatte, weil er eben nicht so schöne Filme machte oder den westlichen Diskurs mit exotischem Flair bereicherte. Es war das Kalifat. Und es wollte sein Stück vom Kuchen.

Der III. Weltkrieg kommt immer zur falschen Zeit

Was für ein Timing! Gerade jetzt, wo die letzte Rakete in Richtung des bärigen Nachbarn abgeschossen war, stellte sich heraus, dass die wahren Feinde nicht im Osten, sondern in den eigenen Städten lauerten. Der III. Weltkrieg, der sich aus den Trümmern der modernen Diplomatie erhebt, ist ein Krieg, der nicht mit Drohnen und High-Tech zu gewinnen ist, sondern in den Köpfen und Herzen der Menschen. Der Krieg zwischen Kalifat und Freiheit ist längst nicht mehr nur ein Hirngespinst verstaubter Geopolitiker oder populistischer Demagogen. Er tobt bereits. Und während der WerteWesten noch über die Definition von „Freiheit“ debattiert und Gender-Toiletten als revolutionären Fortschritt feiert, ziehen die Anhänger des Kalifats leise, aber zielstrebig ihre Kreise.

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Das Problem? Der WerteWesten hat keinen Plan. Denn wer konnte schon ahnen, dass nach Jahren des Multikulturalismus, des offenen Dialogs und der grenzenlosen Toleranz plötzlich eine Kultur aufstehen würde, die sich nicht integrieren lassen will? Die statt bunter Vielfalt eine schwarz-weiße Weltsicht propagiert, in der es keine Netflix-Abonnements, dafür aber jede Menge Regeln gibt? Regeln, die mit der Freiheit des Westens so viel gemeinsam haben wie veganes Hackfleisch mit einem saftigen Steak.

Die Stadtviertel, die man so großzügig den „Neubürgern“ überlassen hatte, wurden zu No-Go-Areas, in denen die Sharia mehr Gewicht hat als das Grundgesetz. Aber wer will schon so kleinlich sein? Schließlich hat der WerteWesten weitaus Wichtigeres zu tun: Den Krieg des kleinen Schauspielers finanzieren, der längst zum Prestigeprojekt verkommen ist. Dass dabei das Pulver für den Kampf gegen den echten Feind ausgegangen ist, stört niemanden. Oder zumindest niemanden in den Redaktionsstuben der Leitmedien, die lieber über das nächste Gendersternchen diskutieren als über den Verlust der europäischen Städte.

Die Städte Europas fallen. Auf Einladung.

Aber kommen wir zum Wesentlichen: Die Städte Europas sind längst erobert. Auf Einladung, versteht sich. Es ist ja nicht so, als ob die Krieger des Kalifats mit Sturmgewehren und Panzerfäusten durch die Straßen ziehen würden. Nein, das ist viel subtiler. Sie kamen als Gäste. Sie kamen als Bereicherung. Sie kamen, weil der WerteWesten es so wollte. Und als sie ankamen, fanden sie eine Gesellschaft vor, die sich selbst nicht mehr verstand, die sich in einem bizarren Wettstreit um den moralisch korrektesten Standpunkt aufgerieben hatte. Eine Gesellschaft, die dermaßen mit sich selbst beschäftigt war, dass sie nicht merkte, wie ihre Werte langsam aber sicher unterwandert wurden.

Natürlich gab es Warnungen. Stimmen, die darauf hinwiesen, dass es vielleicht keine so gute Idee sei, unkontrolliert Menschenmassen aus Regionen aufzunehmen, in denen das Wort „Freiheit“ nicht denselben Klang hat wie in den Cafés von Paris oder Berlin. Aber diese Stimmen wurden schnell zum Schweigen gebracht. Es war nicht politisch korrekt. Es war nicht weltoffen. Und es passte vor allem nicht in das Narrativ der grenzenlosen Toleranz.

Nun aber ist der Tag gekommen, an dem der WerteWesten aufwachen muss – sofern er noch kann. Denn während er sich darauf konzentrierte, einen Krieg zu führen, der ihm Prestige und moralischen Glanz einbrachte, hat er den Krieg verloren, der wirklich zählt. Den Krieg um die eigene Kultur. Den Krieg um die eigene Identität. Den Krieg, der nicht in fernen Ländern, sondern in den eigenen Straßen tobt.

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Das Kalifat und die Freiheit

Die Anhänger des Kalifats, die in den Städten des WerteWestens Fuß gefasst haben, sind nicht einfach nur Migranten. Sie sind auch nicht nur Menschen, die eine bessere Zukunft suchen. Sie sind die Vorboten einer Kultur, die mit der westlichen Idee von Freiheit und Individualismus nicht kompatibel ist. Das ist nicht unbedingt ihre Schuld. Sie tun nur das, was sie für richtig halten. Das Problem liegt im WerteWesten selbst, der so sehr an seine eigene Überlegenheit glaubt, dass er nicht merkt, wie diese Überzeugung ihn blind gemacht hat.

Denn was ist Freiheit wert, wenn sie nicht verteidigt wird? Was sind Rechte und Freiheiten wert, wenn man sie jedem, der kommt, bedingungslos gewährt, ohne zu hinterfragen, ob diese Person überhaupt daran interessiert ist, diese Rechte und Freiheiten zu respektieren? Der WerteWesten hat sich selbst entwaffnet, indem er seine Grenzen nicht nur physisch, sondern auch ideologisch geöffnet hat.

Die Anhänger des Kalifats haben das längst erkannt. Sie wissen, dass sie in einem Krieg stehen, den sie nicht mit Waffen gewinnen müssen. Sie gewinnen ihn, indem sie einfach da sind, indem sie sich vermehren, indem sie ihre Werte und Überzeugungen in die Lücken pflanzen, die der WerteWesten selbst geschaffen hat.

Ein Feuerwerk der Ignoranz

Es ist fast schon tragisch, wenn man darüber nachdenkt. Der III. Weltkrieg, dieser große Krieg zwischen Kalifat und Freiheit, tobt bereits – und der WerteWesten, der einst stolz darauf war, die Fackel der Freiheit hochzuhalten, hat sich entschieden, die Augen zu verschließen. Man ist zu beschäftigt, die nächste große moralische Kampagne zu planen oder den kleinen Schauspieler aus Kiew zu feiern, um zu merken, dass der wahre Feind längst in den eigenen Reihen steht.

Was wird also passieren, wenn der Pulverrauch sich verzogen hat und der WerteWesten merkt, dass er nicht nur sein Pulver, sondern auch seine Werte verpulvert hat? Wird es ein Aufwachen geben, ein Ruck durch die Gesellschaft, ein Moment der Erkenntnis? Oder wird man einfach weitermachen, wie bisher, den nächsten moralischen Schlachtzug planen und hoffen, dass alles irgendwie gut ausgeht?

Die Wahrheit ist: Der III. Weltkrieg kommt nicht. Er ist schon da. Aber der WerteWesten ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um es zu merken.

Quellen und weiterführende Links:

Gatestone Institute: Europe’s Islamization
Douglas Murray: Der Selbstmord Europas
Thilo Sarrazin: Feindliche Übernahme
Ian Buruma: Die zerbrochene Demokratie – Wie der Westen sich selbst zerlegt
Ralph Giordano: Die zweite Schuld

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