Bürokratie als Selbstzweck
oder was machen 33.000 Menschen eigentlich?
Es war einmal eine Idee, genannt Europäische Union, die den Bürgern Frieden, Wohlstand und Freiheit versprach. In den Köpfen einiger hochrangiger Politiker war es das schillernde Bild eines friedlichen Kontinents, vereint durch gemeinsame Werte und ein ambitioniertes Ziel: der unermüdliche Kampf gegen Kriege, Armut und Nationalismus. Doch irgendwo auf dem Weg dorthin, in den Fluren der Brüsseler Bürotürme, verschwand diese Vision im Dickicht einer Bürokratie, die sich zum Selbstzweck erhoben hat.
33.000 Menschen arbeiten für die EU-Kommission – eine Zahl, die auf den ersten Blick erschreckend unspektakulär daherkommt. Schließlich handelt es sich um die Verwaltung eines supranationalen Gebildes mit fast 450 Millionen Einwohnern. Aber lassen wir uns nicht täuschen: 33.000 Angestellte, die – wenn man den Berichten glauben darf – von früh bis spät in die glanzvollen Mühlen der europäischen Regulierungsmaschine eingespannt sind. Diese Zahl verdient es, genauer betrachtet zu werden. Sie ist wie ein Eisberg, von dem man nur die Spitze sieht, während sich darunter ein komplexes Geflecht aus Entscheidungsprozessen, Ausschüssen und – ja, natürlich – Arbeitskreisen verbirgt. Denn nichts liebt die Bürokratie mehr als den eigenen Apparat zu rechtfertigen.
Brüssel: Ein Eldorado für Schreibtischtäter und Regulierungsträume
Worüber reden wir hier? Die EU-Kommission, jene Exekutive der Europäischen Union, die offiziell „das Wohl Europas“ im Auge hat, ist faktisch ein Paradies für Schreibtischtäter. Ein Traumort für jene, die ihre Tage damit verbringen, festzulegen, wie krumm eine Banane sein darf oder welche genauen Vorschriften es für die Größe von Olivenölflaschen gibt, die in Restaurants serviert werden. Natürlich, das sind alte Geschichten, längst von der Realität überholt. Oder doch nicht?
Denn eines muss man verstehen: In Brüssel wird nichts wirklich erledigt, sondern alles erstmal diskutiert, geprüft, abgewogen, um dann – und das ist der eigentliche Kern der Sache – durch neue Regulierungen endgültig zu erledigen. Der typische EU-Kommissionsangestellte versteht es, Vorschläge zu machen, die dann von anderen Gremien aufgegriffen, in drei weiteren Ausschüssen erörtert und am Ende als „wegweisende Fortschritte“ verkauft werden. Es ist die Kunst, das Nichts in Papierform zu gießen und dafür noch Applaus zu ernten.
33.000 Angestellte: Die Erfindung des Arbeitskreises zur Lösung eines Problems, das nie existierte
Stellen Sie sich die EU-Kommission als eine Art Hydra vor: Jedes Mal, wenn ein Problem gelöst ist, wachsen zwei neue Probleme nach. So wird sichergestellt, dass es stets genug zu tun gibt. In der Theorie zumindest. In der Praxis läuft es eher darauf hinaus, dass die eigentliche Arbeit der Kommission darin besteht, Arbeitskreise zu gründen, die sich dann untereinander beraten, bis sich das Problem entweder von selbst erledigt hat oder durch eine neue Verordnung vollständig aus der Welt geschafft wird – zumindest auf dem Papier.
Es ist ein wenig wie das Märchen vom Kaiser und seinen neuen Kleidern: Jeder weiß, dass der Kaiser nackt ist, aber niemand traut sich, es auszusprechen. Wer in Brüssel arbeitet, hat längst verinnerlicht, dass seine Hauptaufgabe nicht darin besteht, Probleme zu lösen, sondern sie so zu verpacken, dass sie nach Lösungen aussehen. Dass dabei 33.000 Menschen beschäftigt sind, ist nicht nur eine Zahl – es ist ein Hinweis darauf, wie sehr die EU zu einem Selbstläufer geworden ist, einem gigantischen perpetuum mobile, das seine eigene Existenz immer wieder neu rechtfertigt.
Der Alltag in der EU-Kommission: Vom Kaffeekochen zur Weltrettung
Wie sieht der Alltag dieser 33.000 Menschen aus? Nun, im Grunde ganz einfach: Kaffeepausen, Sitzungen und eine Menge Papierkram. Wer einmal den Fehler macht, sich durch den Dschungel von EU-Dokumenten zu kämpfen, merkt schnell, dass sich vieles um die Frage dreht: Wie schaffen wir es, möglichst viele Menschen mit möglichst wenig Inhalt zu beschäftigen? Der durchschnittliche Kommissionsangestellte jongliert mit Worthülsen wie „Nachhaltigkeit“, „Chancengleichheit“ und – neuerdings besonders beliebt – „Wokeness“. Denn wer heute in der EU arbeitet, muss nicht nur die Gesetze im Auge behalten, sondern auch den Zeitgeist bedienen.
Und hier kommt die eigentliche Pikanterie ins Spiel: Die EU-Kommission ist nicht einfach eine Verwaltung – sie ist der Versuch, alles zu regulieren, was sich nicht wehren kann. Der Sinn des Lebens eines EU-Beamten besteht darin, Vorschriften zu erlassen, die so kompliziert sind, dass selbst die Mitgliedsstaaten nicht wissen, wie sie diese umsetzen sollen. Hauptsache, am Ende steht irgendwo das Wort „verbindlich“.
Wokeness: Ein Schelm, wer Arges dabei denkt
In den letzten Jahren hat sich die EU-Kommission noch eine weitere edle Aufgabe auf die Fahnen geschrieben: den Kampf für eine „woke“ Gesellschaft. Das klingt erstmal gut. Wer möchte nicht in einer gerechten, inklusiven und diversen Welt leben? Doch in Brüssel hat man es geschafft, diese an sich löbliche Idee in ein weiteres Bürokratiemonster zu verwandeln. Wokeness wird hier in Arbeitskreisen verhandelt, es werden Papiere geschrieben, in denen minutiös festgelegt wird, wie man eine gendergerechte Sprache in offiziellen EU-Dokumenten verwendet und warum es wichtig ist, dass bei jeder Konferenz mindestens 50 Prozent der Redner*innen weiblich sind – außer natürlich, es handelt sich um ein Thema, das Männer betrifft.
Dabei fällt eines auf: Während in der realen Welt Menschen vor echten Problemen stehen – Inflation, Wohnungsnot, Klimawandel –, widmet sich die EU-Kommission mit Vorliebe den ideologischen Modeerscheinungen. Es ist ein bisschen so, als hätte die Titanic den Eisberg schon gerammt und die Crew beschließt, erstmal eine Genderstudie zu erstellen, bevor die Rettungsboote ins Wasser gelassen werden.
Und nun? Eine Institution auf der Suche nach Relevanz
Man könnte die EU-Kommission also als einen dysfunktionalen Koloss beschreiben, der sich selbst so sehr liebt, dass er gar nicht mehr merkt, dass er den Kontakt zur Realität verloren hat. Aber das wäre zu einfach. Tatsächlich steckt hinter der EU-Kommission der verzweifelte Versuch, Relevanz zu erzeugen. In einer Welt, in der Nationalstaaten immer noch eine wichtige Rolle spielen, versucht Brüssel krampfhaft, eine Identität zu finden. 33.000 Menschen arbeiten daran, Europa irgendwie zu vereinen – oft mit zweifelhaften Mitteln, manchmal mit absurden Ergebnissen, aber immer mit dem festen Glauben, dass mehr Bürokratie am Ende die Antwort auf alle Fragen ist.
Vielleicht ist die EU-Kommission nicht die Lösung, die Europa braucht, aber sie ist definitiv die Bürokratie, die es verdient. In einer Zeit, in der die Welt um uns herum sich rasant verändert, bleibt Brüssel ein Fels in der Brandung – ein Fels, der so lange Sitzungen abhält, bis der Sturm vorbei ist.
Fazit: Europa, du Bürokratiemonster
Am Ende bleibt die Frage: Was machen 33.000 Menschen in der EU-Kommission wirklich? Nun, sie halten das System am Laufen, in dem sie es immer wieder neu erfinden. Und sie geben uns das gute Gefühl, dass irgendwo, weit weg in Brüssel, ein Arbeitskreis tagt, der sich um unsere Probleme kümmert. Oder zumindest um die Probleme, die er selbst geschaffen hat.
Und vielleicht ist das ja der eigentliche Witz: Solange wir glauben, dass die Bürokratie unsere Probleme löst, merken wir nicht, dass sie selbst das größte Problem geworden ist.
Quellen und weiterführende Links:
- Offizielle Webseite der Europäischen Kommission
https://ec.europa.eu - Berichte über die Beschäftigungszahlen der EU-Kommission
The EU Staff Union Report 2022 - Kritische Analysen zur Bürokratie der EU
Legrand, J. (2019): „Bureaucracy and Democracy: The EU Paradox“ - Aktuelle Diskussionen zu Wokeness in der EU
Wolff, R. (2021): „Wokeness and Policy-making in the European Union“