ANTIKOLONIALISMUS ALS DECKMANTEL

Die Legitimierung der Hamas durch bestimmte linke Gruppen und deren unkritische Rechtfertigung der Gewalt wirft gravierende Fragen auf. Diese Unterstützung beruht auf einem verkürzten Verständnis des Widerstands gegen Besatzung und auf der fatalen Neigung, komplexe politische Realitäten in simplifizierenden dualistischen Kategorien zu begreifen: hier das Opfer, dort der Täter; hier die koloniale Macht, dort der unterdrückte Befreiungskämpfer. Diese Dichotomien verschleiern jedoch die tiefere moralische und ethische Fragwürdigkeit der Unterstützung einer Organisation, die systematisch den Terror gegen Zivilisten als legitime Form des Widerstands einsetzt und dabei das Leben derjenigen gefährdet, deren Befreiung sie angeblich anstrebt.

Linke Bewegungen, die die Hamas als „Widerstandskraft gegen die israelische Besatzung“ betrachten, verkennen das Wesen dieser Organisation. Der Widerstand gegen Besatzung ist in der Tat ein legitimes Recht, das jedem unterdrückten Volk zusteht. Aber die Frage, die sich stellt, ist, wie dieser Widerstand ausgeübt wird. Gewalt, die sich gezielt gegen Zivilisten richtet, darf niemals unter dem Deckmantel des „Widerstands“ legitimiert werden. Das ist ein fundamentaler moralischer Irrtum, der von der Linken mit einem geradezu schockierenden Leichtsinn begangen wird. Die Blindheit gegenüber den Verbrechen der Hamas spricht für ein gefährliches Unverständnis der Prinzipien von Gerechtigkeit und Menschenwürde. Ist der „Widerstand“ gegen eine Besatzung nur dann gerechtfertigt, wenn er in Terror und Menschenverachtung mündet?

Politik des Terrors

Ein weiteres gravierendes Missverständnis ist die Verklärung der Hamas als legitime Kraft im Kampf gegen Kolonialismus. In einer historischen Narration, die zutiefst in den antikolonialen Diskurs eingebettet ist, sieht sich die Linke verpflichtet, den „Befreiungskampf“ der Palästinenser zu unterstützen. Doch hier beginnt die groteske Verzerrung der Realität: Die Hamas mag sich in der Rhetorik als Verteidiger der Palästinenser inszenieren, aber ihre Taten sprechen eine andere Sprache. Statt für eine gerechte, friedliche und vor allem menschenwürdige Lösung einzutreten, betreibt die Hamas eine Politik des Terrors, die sowohl Israelis als auch Palästinenser in eine Spirale der Gewalt zieht. Der wahre Kolonialismus besteht darin, eine Bevölkerung als Geisel einer destruktiven Ideologie zu halten, die keine Zukunft außer mehr Tod und Zerstörung bietet.

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Es ist erschreckend, wie oft diese linke Solidarität mit den Palästinensern eine selektive Blindheit gegenüber den Verbrechen der Hamas fördert. Der legitime Wunsch nach Solidarität mit unterdrückten Bevölkerungen wird pervertiert, wenn die Unterstützung in eine unkritische Solidarität mit einer Gruppe mündet, die offen die Vernichtung Israels fordert und bereit ist, unermessliches Leid über Zivilisten zu bringen. Diese blinde Solidarität bringt nicht nur die moralische Bankrotterklärung einer Linken zum Vorschein, die nicht mehr zwischen Widerstand und Terror unterscheiden kann, sondern stellt auch die Frage nach dem ethischen Versagen eines Teils dieser Bewegung.

Das Argument, Israel sei eine Besatzungsmacht, die das Völkerrecht verletzt und systematisch Menschenrechtsverletzungen begehe, mag seine Berechtigung haben. Doch dies kann und darf niemals als Rechtfertigung dafür dienen, Terrorgruppen wie die Hamas zu legitimieren. Das Prinzip der Menschenrechte ist unteilbar – es gilt sowohl für die Palästinenser als auch für die Israelis. Die selektive Empörung, die sich nur auf israelische Menschenrechtsverletzungen fokussiert, während die Gräueltaten der Hamas ignoriert oder gar gerechtfertigt werden, stellt eine tiefgreifende moralische Inkohärenz dar.

Antiimperalistischtes Schwarz-Weiß-Denken

Ebenfalls problematisch ist die antiimperialistische Rhetorik, die die USA und westliche Staaten als Unterstützer Israels verurteilt und dabei die Hamas als Gegenkraft zu dieser vermeintlichen „imperialistischen Weltordnung“ hochstilisiert. Hier wird die realpolitische Analyse zu einem simplen Schwarz-Weiß-Denken verzerrt. Die Unterstützung von Gruppen, die sich gegen „imperiale Mächte“ richten, wird zur Maxime erhoben, unabhängig von den tatsächlichen Zielen und Methoden dieser Gruppen. Die Hamas stellt keineswegs eine Bewegung dar, die für die Emanzipation der Unterdrückten eintritt – im Gegenteil, sie trägt maßgeblich dazu bei, die palästinensische Bevölkerung in einem Zustand der Abhängigkeit und Verzweiflung zu halten. Die linke Verteidigung dieser Bewegung ist somit nicht nur politisch verfehlt, sondern auch moralisch bankrott.

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Die zentrale Frage, die die Linke sich stellen muss, ist, was Widerstand eigentlich bedeutet und welche Formen er annehmen darf. Der palästinensische Widerstand gegen Besatzung ist ein legitimes Anliegen, aber er wird ad absurdum geführt, wenn er in Terrorismus und systematischer Gewalt gegen unschuldige Zivilisten mündet. Es gibt keinen moralischen Grundsatz, der es rechtfertigen könnte, den Terrorismus der Hamas als „Widerstand“ zu verharmlosen. Stattdessen sollte die Linke darauf bestehen, dass der Kampf für die Freiheit der Palästinenser ein Kampf für Menschenwürde und Gerechtigkeit bleibt – ein Kampf, der sich entschieden gegen jede Form von Terror und Gewalt stellt, unabhängig davon, wer sie ausübt.

Es ist an der Zeit, dass die linke Solidarität mit den Palästinensern ihre moralische Grundlage überdenkt. Eine unkritische Unterstützung der Hamas ist nicht nur ein Verrat an den universellen Prinzipien von Menschenrechten und Gerechtigkeit, sondern auch ein Verrat an der palästinensischen Bevölkerung selbst. Der wahre Widerstand gegen Unterdrückung kann nur in einer Form erfolgen, die die Würde und das Leben aller Menschen respektiert – und dies ist eine Wahrheit, der sich auch die Linke nicht länger entziehen kann.

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