Am Ende wird dann bei der Prüfung getanzt.
Der neue Lehrplan
Es begann wie so viele Tragödien – ganz unschuldig. Ein Bildungsminister, der wohl dachte, das Rad der Zeit müsse neu erfunden werden, präsentierte stolz den neuen Lehrplan. „Inklusiv, modern und dem Zeitgeist entsprechend“, rühmte er sich. Was in Wahrheit dabei herauskam, war weniger ein Schritt in die Zukunft als vielmehr ein Sturz in die Abgründe der Verirrung. Biologie lehre nun, es gäbe „mehr als zwei Geschlechter“ und die Geografie – oh, welch revolutionärer Geistesblitz – verkündete mit felsenfester Überzeugung, dass die Erde tatsächlich flach sei. Nein, dies ist kein Alptraum eines zynischen Satirikers. Es ist die Realität, wenn Ideologie die Wissenschaft erdrückt und der Diskurs in einem Meer aus absurder Befangenheit ertränkt wird.
Natürlich wird das alles verpackt in den üblichen Buzzwords: „Diversität“, „Offenheit“ und „kritisches Denken“. Kritisch, das ist es sicherlich, nur eher in der Bedeutung von „bedrohlich“ als von „geistreich“. Was uns hier als Aufklärung verkauft wird, könnte in seiner Wirksamkeit höchstens mit der Rückkehr ins Mittelalter konkurrieren – einer Zeit, in der der menschliche Verstand dem Aberglauben unterlag und Fakten eher eine Frage der Überzeugung als der Beweisführung waren.
Wenn Chromosomen zu einer Frage des Glaubens werden
Beginnen wir mit dem ersten Paukenschlag: „Es gibt mehr als zwei Geschlechter“. Zugegeben, wir hätten es wissen müssen. Nachdem die Sterne die falschen Farben hatten und der Weihnachtsmann die Rentiere in den Ruhestand schickte, war klar: Irgendwann wird auch das biologische Geschlecht nicht mehr sakrosankt sein. Die Frage nach X- und Y-Chromosomen, die Jahrtausende alt und durch unzählige wissenschaftliche Studien bestätigt wurde, zählt plötzlich nicht mehr. Stattdessen jonglieren wir nun mit neuen „Geschlechtern“ wie Clowns bei einer Zirkusvorstellung. Willkommen im neuen Zirkus der biologischen Willkür!
Es ist fast bewundernswert, wie erfolgreich man es geschafft hat, ein eigentlich so einfaches Konzept in ein schillerndes Spektrum des Unfassbaren zu verwandeln. Von biologisch eindeutigen, wissenschaftlich bewiesenen Tatsachen hin zu einem Potpourri an Gefühlslagen. Denn, so wird argumentiert, „wer sagt denn, dass es nur zwei Geschlechter gibt?“ Ja, tatsächlich – wer wagt es noch, den gesunden Menschenverstand aufrechtzuerhalten, wenn die Befürworter des Neuen bereits die Straßen erobert haben?
Biologie, einst die nüchterne Wissenschaft vom Leben, hat sich nun zu einer Bühne des Experimentierens mit Identitäten und Begriffen entwickelt. Was früher einmal einfach war – männlich oder weiblich – ist heute zu einem endlosen Reigen geworden, in dem sich selbst Fachleute kaum noch zurechtfinden. Ein Schelm, wer dabei an die gute alte Wissenschaft glaubt. Das Geschlecht sei nur ein „soziales Konstrukt“, heißt es da gerne. „Erleuchtet“ werden wir nun davon, dass die menschliche Anatomie nur noch ein weiteres Puzzleteil in einem endlosen Spiel der Selbstverwirklichung sei. Aber wehe, jemand stellt infrage, dass Menschen vielleicht doch in Kategorien wie „Männlich“ und „Weiblich“ eingeteilt werden können – das grenzt dann plötzlich an Ketzerei.
Geografie für Fortgeschrittene
Doch wenn man dachte, die Biologie wäre bereits die letzte Bastion der Wissenschaft, die im Sturm der Ideologen fällt, dann haben wir nicht mit der Geografie gerechnet. Denn, so lautet das neue Credo: Die Erde ist flach. Man mag fast lachen, wenn es nicht so bitter ernst wäre. Was ist schon Galileo Galilei? Was sind Jahrhunderte von Forschung, wenn doch eine Handvoll „Experten“ herausgefunden hat, dass die Kugelform der Erde lediglich eine Verschwörung der NASA sei? Flach sei die Erde, das müsse man den Kindern früh genug einbläuen, damit sie es nicht später von jenen „Faktenhörigen“ der alten Welt lernen.
Natürlich wird auch dies wieder hübsch verpackt. Es gehe darum, „alte Dogmen“ infrage zu stellen, die Welt neu zu entdecken, den Verstand zu öffnen für neue Perspektiven. Und wenn eine dieser Perspektiven bedeutet, dass die Erde keine Kugel ist, warum nicht? Alles sei schließlich nur eine Frage der Wahrnehmung. Man müsse, so heißt es, die „Kolonialisierung der Denkweisen“ aufbrechen. Man merkt kaum, wie man bei solch haarsträubenden Thesen in einen Strudel aus Verwirrung gerät, der sich wie ein Tornado durch die verstaubten Seiten der wissenschaftlichen Lehrbücher frisst.
Ja, wir sollen glauben, dass der Globus, den wir seit Kindertagen kennen, nur ein Mythos ist. Die Satellitenaufnahmen? Gefälscht. Die Physik? Ein Relikt des Patriarchats. Stattdessen gibt es nun die ultimative Freiheit: Wir tanzen uns die Erde flach. Denn, so wird es propagiert, nur durch den körperlichen Ausdruck könne der Mensch die wahre Form der Welt erkennen.
Die neue Prüfungsordnung
Doch was wäre eine Bildungsoffensive ohne die Krönung des Absurden? In den Prüfungen, die diesen neuen Lehrplan abschließen, sollen die Schüler nun nicht mehr etwa mit Wissen oder analytischem Denken glänzen. Oh nein! Stattdessen wird getanzt. Ja, Sie haben richtig gehört. Anstelle von schriftlichen Prüfungen – schließlich sind Buchstaben auch nur ein überkommenes Herrschaftsinstrument – wird nun der Tanz als Ausdrucksmittel zur Prüfungsvorbereitung eingesetzt.
Die Logik dahinter? Bewegung, so wird argumentiert, sei der ursprünglichste Ausdruck des Menschen. Und was könnte ein besserer Weg sein, um den eigenen Erkenntnisstand zu demonstrieren, als mit einem Improvisationstanz über die Geschlechtertheorie oder einen Walzer über die Geografie der flachen Erde? Zugegeben, die Vorstellung ist fast schon wieder amüsant. Da tänzeln nun die jungen Menschen, halb orientierungslos, halb überzeugt davon, dass sie im Reigen ihrer Bewegungen das Universum entschlüsseln können. Und man fragt sich, ob nicht irgendwann ein tapferer Schüler einfach mittendrin aufhören wird, die Arme sinken lässt und fragt: „Und jetzt?“
Das Ende des gesunden Menschenverstandes?
Was bleibt, ist die Frage: Wie konnte es so weit kommen? Wie konnte aus dem einstigen heiligen Gral des Wissens, den unsere Schulen darstellten, eine Arena des grotesken Spektakels werden? Sicherlich, jede Gesellschaft braucht Wandel, jede Zeit bringt neue Ideen mit sich. Aber wenn diese Ideen dazu führen, dass der gesunde Menschenverstand im Orkus des Wahnsinns verschwindet, dann sollten wir uns fragen, wo die Grenze ist. Wo ist der Punkt, an dem wir sagen: „Genug!“?
Es ist nichts Falsches daran, neue Theorien zu erforschen, alternative Blickwinkel zu betrachten oder alte Denkweisen infrage zu stellen. Aber wenn das alles zu einer willkürlichen Farce verkommt, in der Wissenschaft und Wissen selbst auf dem Altar der Ideologie geopfert werden, dann sind wir nicht in einer progressiven, sondern in einer zutiefst regressiven Ära angekommen.
Vielleicht ist das wahre Problem gar nicht der Lehrplan selbst, sondern die Tatsache, dass wir als Gesellschaft zugelassen haben, dass solch absurde Ideen überhaupt salonfähig werden konnten. Denn während der Rest der Welt nach vorne strebt, scheinen wir mit wehenden Fahnen in die Steinzeit zurückzumarschieren – tanzend, versteht sich.
Quellenangabe, Verweise und weiterführende Links
- Galilei, Galileo: Dialogo sopra i due massimi sistemi del mondo – Die ersten Schritte zur Kugelgestalt der Erde.
- Browne, Janet: Charles Darwin: The Power of Evolution – Über die Bedeutung der Wissenschaftlichkeit im Zeitalter des Umbruchs.
- Holmes, Richard: The Age of Wonder – Über die Entwicklung der Wissenschaft und ihren Einfluss auf die Moderne.
- „Die Erde ist flach?“ – Eine kritische Untersuchung der Flacherd-Theorien. Verfügbar unter: flacherd-exposed.com
- „Biologie und Geschlecht – Eine Übersicht“ – Der Artikel von Dr. S. R. McCarthy zu den biologischen Fakten der Geschlechtertheorie.
Es ist Zeit, wieder den Tanz der Vernunft zu erlernen.