Die Sonne schickt keine Rechnung, China schon

Die strahlende Zukunft und ihre dunklen Wolken

Wenn die Sonne aufgeht, blitzen die Hoffnungen der Menschheit auf. Ein neuer Morgen bricht an, und mit ihm die Verheißung einer sauberen, nachhaltigen und vor allem kostengünstigen Energiezukunft. „Die Sonne schickt keine Rechnung!“, rufen uns die umweltbewussten Werbefilme zu, während sie Bilder von glücklichen Menschen inmitten ihrer Solarpanels zeigen, die strahlend in die Kamera lächeln, als würden sie gerade beim Ernten des goldenen Sonnenlichts eine Million Euro gewinnen. Aber so einfach ist das alles nicht, oder? Denn während die Sonne sich mit ihren Strahlen in Geduld übt, schickt uns die Realität des Rohstoffabbaus, besonders aus dem fernen China, umso dreister eine Rechnung. Und diese sieht ziemlich salzig aus.

Der kritische Rohstoff-Cocktail

Wir haben uns also dazu entschlossen, die Energiewende zu feiern. Doch wie der gute alte Spruch sagt: „Energie ist nicht gleich Energie, und ein bisschen Lithium hier und Gallium da macht noch lange keine grüne Revolution.“ Stattdessen stecken in den Hochglanzversprechen der Solartechnologie kritische Rohstoffe, die nicht nur schwer zu bekommen sind, sondern auch mit allerlei unangenehmen Begleiterscheinungen wie Konflikten, Umweltzerstörungen und Menschenrechtsverletzungen einhergehen. Es ist, als würde man ein erstklassiges Dinner planen, ohne die Zutaten zu kennen – und mit dem Risotto gleich noch einen Skandal auf den Tisch zu bringen.

Karin Küblböck, Ökonomin an der Österreichischen Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung (ÖFSE), erläutert in einem Podcast, dass der Großteil der kritischen Rohstoffe, die wir dringend für unsere Solarträume benötigen, aus Ländern wie China, Chile oder der Demokratischen Republik Kongo kommt. Ja, wir reden hier über die glamourösen Locations, die im Reiseführer unter „Abenteuer im Ausland“ eingeordnet sind. Statt eines Sonnenbads in der Karibik genießen wir die Erträge aus den unterirdischen Minen dieser Länder, und glauben, wir machen alles richtig, während wir im Schweiße unseres Angesichts die Solarmodule zusammenbasteln.

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Ein Tanz auf dem Drahtseil

Kommen wir nun zu dem Elefanten im Raum – oder besser gesagt, dem Drachen im Wirtschaftsraum: China. Bei der Photovoltaik hat sich ein Abhängigkeitsverhältnis entwickelt, das uns in schwindelerregende Höhen führt. Wo wir in unseren kleinen heimischen Gärten mit Solarzellen protzen, sitzt China auf einem Berg von Polysilikon, und die europäische Solarindustrie hat sich freiwillig auf den Beifahrersitz gesetzt. Chinas Weltmarktanteil bei Wafern liegt bei unfassbaren 97 Prozent! Das bedeutet, dass für jeden Schimmer von Solarenergie, den wir genießen, fast alles, was wir brauchen, aus dem Reich der Mitte kommt – vom Rohstoff über die Vorprodukte bis hin zum fertigen Modul.

Das ist wie ein Spiel mit dem Feuer, nur dass wir die Flamme jetzt auch noch an unsere Elektroautos anstecken. Wenn man mit einem einzigen Lieferanten und einem einzigen Markt arbeitet, bleibt das Gefühl einer gewissen Nervosität nicht aus. Und während wir uns in Europa der „grünen Wende“ hingeben, schnappen wir uns die Sonnenstrahlen, während die Rechnung bei den Chinesen landet, die sicherstellen, dass ihr Markt nicht nur die Waren produziert, sondern auch die Weltwirtschaft im Würgegriff hält.

Mit einem Fuß im Schlamassel

Wer trägt die Verantwortung für diese kritischen Rohstoffe? Natürlich, wir haben da auch eine kleine Rolle zu spielen. Europäische Unternehmen sind nicht nur stille Zuschauer in diesem Drama, sondern aktiv am Abbau dieser Rohstoffe beteiligt. Irgendwo zwischen der schimmernden Fassade unserer nachhaltigen Ziele und dem dreckigen Geschäft in den Minen sind wir alle Teil des Problems. Diese Unternehmen sind oft mehr damit beschäftigt, die glänzenden Nachhaltigkeitsberichte zu schreiben, als tatsächlich zu fragen, woher die Rohstoffe kommen und unter welchen Bedingungen sie abgebaut werden.

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Die Transparenz ist oft so schüchtern, dass man sie mit einer Taschenlampe suchen muss. Während wir uns mit unserem grünen Gewissen brüsten, bleibt die Frage, ob wir nicht lieber die grünen Maschinen und die Rucksäcke für den Abbau der Rohstoffe mit einem Ticket für den nächsten Flug nach Kongo kombinieren sollten – nur um zu sehen, woher unsere „grüne“ Energie tatsächlich stammt. Regulierungen auf EU-Ebene? Nun, die sind so weit entfernt wie der nächste Sonnenaufgang über dem Himalaya. Ein kleiner Teil der Rohstoffe ist besser reguliert, aber der große Rest bleibt im Schatten der Bürokratie stehen.

Die ironische Realität der Energiewende

So stehen wir also da, gefangen zwischen dem strahlenden Versprechen einer sauberen Zukunft und der schmutzigen Realität des Rohstoffabbaus. Während die Sonne am Himmel leuchtet, umarmt uns die Gewissheit, dass wir mehr als nur technische Lösungen benötigen. Wir brauchen auch ethische Überlegungen, wenn wir uns auf die Reise zu einer nachhaltigen Energiezukunft begeben wollen. Doch da bleibt die Frage: Wie viel sind wir bereit zu opfern, und wo ziehen wir die Linie?

Wenn wir uns weiterhin der Illusion hingeben, dass alles, was glänzt, auch nachhaltig ist, könnten wir am Ende nicht nur mit den schmutzigen Händen da stehen, sondern auch mit einer unbezahlbaren Rechnung aus China. Die Sonne schickt keine Rechnung – aber die Art und Weise, wie wir ihre Energie ernten, könnte uns bald teuer zu stehen kommen. Vielleicht sollten wir nicht nur die Sonnenstrahlen, sondern auch die Schattenseiten des Rohstoffabbaus betrachten, bevor wir uns blindlings auf die glorreiche Reise zur Energiewende begeben.

Quellen und weiterführende Links

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