Die Demokratie der fünf Jahre

Ein zugerollter Regenschirm in einem Sturm aus Wahlversprechen

Alle fünf Jahre, also morgen, ist es wieder soweit – der nationale Feiertag der Demokratie, ein Spektakel, das so viele Emotionen weckt wie ein zugerollter Regenschirm. Man könnte fast meinen, die Wahlen sind das große Fest, bei dem man sich amüsiert, während im Hintergrund die gesamte Idee von Freiheit und Mitbestimmung wie ein alter, verbrauchter Luftballon verweht. Ein Event, das mit viel Tamtam vorbereitet wird, um dann, einmal im Jahr, in einem schüchternen Zucken der Wahlurnen zu enden. Denn das, was wir hier erleben, ist nicht viel mehr als eine sorgfältig choreografierte Simulation der Beteiligung – eine Art Theaterstück, bei dem die Zuschauer munter klatschen, während die Protagonisten ihre gut einstudierten Rollen spielen.

Aber kommen wir zur Sache: Woher kommt dieses merkwürdige Phänomen, dass wir alle fünf Jahre ins Wahllokal strömen, als wäre es der einzige Ort, wo uns ein Zuckerl in Form von Demokratie angeboten wird? Und warum sind wir bereit, unser Vertrauen in die Wahlversprechen zu setzen, die meist so realistisch sind wie ein Zaubertrick aus der zweiten Reihe eines Provinztheaters? Der Wahlzyklus ist wie das stetige Aufblähen und Entleeren eines Luftballons – er wird überdimensioniert, geht dann schnell unter und wird einfach wieder durch einen neuen ersetzt.

Ein bunter Zirkus der Illusionen

Und dann ist da dieser aufregende Zirkus der Parteien. Die Wahlkampfzeit ist ein wahrhaft magisches Spektakel. Plötzlich verwandeln sich die Politiker in ihre besten Versionen: Der langhaarige Hipster, der verspricht, die Welt zu retten, der tüchtige Geschäftsmann, der uns erzählt, wie viele Arbeitsplätze er schaffen wird – und der charmante Politiker, der verspricht, jeden Cent von unseren Steuergeldern genau dort auszugeben, wo wir es am meisten brauchen. So viel Optimismus auf einem Haufen, dass es fast ein wenig unangenehm ist. Wo waren all diese strahlenden Ideen, als wir sie das letzte Mal gebraucht haben? Im tiefen Kühlschrank der Realität, wo sie für die nächsten fünf Jahre eingelagert werden, bis sie wieder wie ein Schimmelkäse hervorgeholt werden.

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Man kann es schon kaum mehr hören: „Wir kämpfen gegen den Klimawandel! Wir sorgen für soziale Gerechtigkeit!“ Die gewohnte Litanei wird mit einem lächelnden Gesicht und dem unbeschreiblichen Charme eines Politikers, der gerade einen besonders gelungenen Fruchtzwerge-Werbespot abgedreht hat, vorgetragen. Es ist die Art von Rhetorik, die man am besten mit einer großen Tasse Kaffee und einer Packung Kekse konsumiert, denn sie ist so leicht verdaulich, dass man sich schnell fragt, wo die Nährstoffe geblieben sind.

Der große Schlaf der Gerechten

Und die Wähler? Ja, die sind natürlich auch da, um ihren Teil zur Wahlfarce beizutragen. Man stelle sich eine Schar von Menschen vor, die in Scharen zu den Urnen strömen, als ob sie sich in ein schickes Restaurant begeben, um die neuesten kulinarischen Köstlichkeiten zu kosten. Doch sind wir mal ehrlich: Es ist nicht so sehr das Engagement für die Demokratie, das die Wähler antreibt, sondern eher der verzweifelte Versuch, sich in einer Welt zurechtzufinden, die immer verworrener erscheint. Man fragt sich, ob man sich wirklich die Mühe machen sollte, den Wahlkampf zu verfolgen – schließlich sind die meisten von uns eh im gleichen Boot, das irgendwo zwischen „Wählt das kleinere Übel“ und „Das große Verdrängen“ paddelt.

Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass der Wähler sich wie ein Zuschauer in einem Theaterstück verhält, dessen Handlung immer wieder die gleiche bleibt. Man wartet darauf, dass der Protagonist, egal in welchem Kostüm er auftritt, endlich die versprochenen Wunder vollbringt. Doch die Realität ist anders. Die Wahlurnen schlingen sich wie ein geduldiger Ehemann, der all die Jahre still gehalten hat, nur um dann beim ersten echten Streit lautstark zu verkünden, dass alles doch viel komplizierter sei als gedacht.

Die Ernüchterung nach der Wahl

Und dann, nach dem großen Spektakel, kommt die Ernüchterung. Die Stimmen sind ausgezählt, die Ergebnisse verkündet, und der große Gewinner hat sich in seine neue Rolle zurückgezogen – nur um im gleichen Atemzug klarzustellen, dass es nun an der Zeit sei, „Verantwortung“ zu übernehmen. Dies bedeutet in der Regel, dass man sich schick anzieht, um die Botschaft der weiteren, unvermeidlichen Kürzungen zu verkünden. „Wir müssen sparen!“, hallt es durch die Flure der Macht, während die Bürger im Schatten ihrer sorgsam getürmten Wahlversprechen stehen und sich fragen, ob sie die richtigen Zettel eingeworfen haben.

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Die Ernüchterung setzt ein wie ein schlechter Kater nach einer durchzechten Nacht: Man hat gefeiert, man hat gehofft, und jetzt fragt man sich, wo die ganze gute Laune geblieben ist. Die großen Fragen bleiben unbeantwortet. Wo sind die echten Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit? Wieso sind alle Pläne immer nur Luftnummern? Ein befreundeter Ökonom würde sagen, dass es an der Diskrepanz zwischen den Ansprüchen und der Realität liegt. Und ja, er hat recht. Wir sind in eine demokratische Illusion gefangen, in der das Wort „Demokratie“ zum Synonym für „Ohnmacht“ wird.

Ein Blick in die Zukunft

Doch wohin führt uns dieser zugerollte Regenschirm in der Sturmflut der Politik? Wie können wir in einem System, das mehr nach dem Prinzip „Schaut mal, was wir tun“ als nach „Schaut mal, was wir erreichen“ funktioniert, wirklichen Wandel herbeiführen? Vielleicht sollten wir die ganze Wahlmaschinerie einfach stilllegen und uns stattdessen auf ein neues System der Mitbestimmung konzentrieren. Aber bis wir dazu bereit sind, werden wir weiterhin alle fünf Jahre zur Wahlurne pilgern, um eine Farce zu inszenieren, die im besten Fall wie ein lukullisches Festmahl aussieht, bei dem die Speisen am Ende kalt und geschmacklos sind.

Es wird Zeit, das System zu überdenken und neu zu gestalten – die Politik muss endlich die Wünsche der Wähler und nicht nur die Ansprüche der Parteien in den Mittelpunkt stellen. Denn nur dann wird das, was wir Demokratie nennen, mehr sein als ein schicker Begriff für eine immer gleiche Theateraufführung. Und wer weiß, vielleicht entdecken wir eines Tages, dass Demokratie mehr ist als ein zugerollter Regenschirm – nämlich ein lebendiger, bunter Schirm, der uns vor den Regenschauern des Lebens schützt.

Weiterführende Links und Quellen:

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