Ens Käufens und ens Einkaufskorb

Ein neuer Stern am Firmament der Genderneutraliät

Es war ein kühler Morgen im Jahr 2021, als die deutsche Sprache in ihren Grundfesten erschüttert wurde – wieder einmal. Nach Jahren des Ringens um das richtige Sternchen, den korrekt gesetzten Doppelpunkt und die geduldige Aufklärung über das Binnen-I trat ein Neologismus auf die Bühne, der die Welt des gesprochenen und geschriebenen Wortes in eine neue Dimension katapultieren sollte. Es war das Jahr, in dem ens auf die Bildfläche trat.
Nicht nur das – es stieg wie ein feuriger Phönix aus den Flammen der veralteten Sprachtradition, um uns eine strahlende Zukunft der geschlechterlosen Anrede zu zeigen. Und diese Zukunft ist? Nun ja, sie ist verwirrend, vielleicht sogar ein bisschen bizarr, aber vor allem eins: notwendig.

Die strenge Grammatik, die uns über Jahrhunderte hinweg unter dem Joch des Genus gefangen hielt, konnte nicht länger so weiterbestehen. Das wussten wir alle. Oder besser: Wir hätten es wissen sollen. Dass es ausgerechnet das unscheinbare „Mensch“ war, das uns die erlösende Antwort lieferte – wer hätte das gedacht? Hornscheidt, immer vorne dabei, wo auch immer es um linguistische Revolutionen ging, sah die Antwort in diesem Mittelsilbchen. Ein Funke der Erkenntnis – „ens“ war geboren.

Von „Mensch“ zu „Ens“ – Der Spracherlösung naht

Lassen wir uns das auf der Zunge zergehen. „Ens“ ist der Mittelteil von „Mensch“. Genial, oder? Und wenn man genauer darüber nachdenkt, ist es auch wirklich die einzige logische Konsequenz. Warum sollte die Mitte eines Wortes nicht das Zentrum unserer gesamten sprachlichen Identität sein? Die äußerlichen Enden? Überbewertet. Der Anfang? Veraltet. Die Mitte? Ah, da ist der wahre Kern. Wie bei einem guten Käsekuchen – das Beste ist immer die Mitte, nicht die Kruste.

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Wir, die wir tagtäglich mit den Zumutungen der binären Geschlechterwelten zu kämpfen haben, können endlich aufatmen. „Ens“ bietet uns die lang ersehnte Oase in der Wüste der linguistischen Zweigeschlechtlichkeit. Nun können wir uns von der Bürde befreien, ständig darüber nachzudenken, ob wir eine Person mit einem zu maskulinen „er“ oder einem zu femininen „sie“ betiteln. Nein, ab jetzt ist es einfach „ens“. Punkt. Doch halt, es wird noch besser: Mit dem neuen Artikel „dens“ können wir uns auch gleich den Ärger mit „der“ und „die“ sparen. Eine Sprachrevolution im Wortsinn.

Einkaufen wie ens – Einens Korb für alles und jeden(s)

Jetzt, wo wir wissen, dass wir keine „Käuferin“ oder „Käufer“ mehr sind, sondern einfach nur „Käufens“, stellt sich die Frage: Wie läuft das dann eigentlich so, dieses Einkaufen?

Stellen wir uns den morgendlichen Gang zum Supermarkt vor. Es ist ein normaler Tag, das Wetter ist durchwachsen, und wir schlendern durch die Gänge mit einer neuen Leichtigkeit, die uns die Freiheit der sprachlichen Neutralität schenkt. Der Einkaufswagen – oder vielmehr der „Einkaufskorb“ (ja, auch er musste sich den neuen Zeiten anpassen) – rollt geschmeidig vor uns her, während wir mit milder Verwunderung feststellen, dass uns keine sprachlichen Stolpersteine mehr im Weg stehen.

„Haben Sie das eingekauft, Käufens?“ fragt ens Kassens. Ens Kassens, das freundliche Wesen hinter der Theke, hat sich längst an den neuen Jargon gewöhnt und wickelt die Transaktionen nun sprachlich so elegant ab, dass man fast meinen könnte, die gute alte Grammatik sei nie ein Problem gewesen. „Ja, einens Einkaufskorb, bitte.“ antworten wir und stellen dabei fest, dass das Leben so viel einfacher geworden ist. Keine Missverständnisse mehr, keine peinlichen Verwechslungen. Einfach nur „ens“.

Man mag sich vielleicht über die Tatsache wundern, dass der Einkaufszettel – pardon, „ens Einkaufzettel“ – plötzlich von seltsamen Begriffen überflutet ist, die irgendwie nach wenig schmecken. „Kaufe dens Milch, dens Brot, und ens Gemüse“ liest sich fast wie ein kryptischer Code. Doch das sollte uns nicht stören, denn wir befinden uns auf einer höheren Ebene des Sprachbewusstseins. Und das fühlt sich, das kann ich bestätigen, irgendwie verdammt gut an.

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Die Kunst der sprachlichen Gerechtigkeit – oder: Muss das wirklich sein?

Natürlich hat die Einführung des „ens“-Prinzips ihre Kritiker. Man kann es sich denken: Die ewiggestrigen Sprachschützer, die uns noch immer mit ihrem „Duden“ erschlagen wollen, werden die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und in ein Klagelied darüber ausbrechen, dass „unsere schöne Sprache“ ruiniert werde.

Aber was verstehen diese Traditionalistens denn wirklich von Sprachgeschichte? Wussten sie, dass wir bereits vor Jahrhunderten, als das Deutsche noch in den Windeln lag, so manche grammatikalische Hürde überwunden haben, die heute keiner mehr vermisst? „Thou“ und „Thee“ im Englischen sind heute auch nur noch Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit – kein Grund zur Trauer.

Ens Käufens mag also zunächst ein wenig befremdlich klingen, aber das tat das „Fräulein“ auch, bevor es als Bezeichnung endlich in den Sprachmüll geworfen wurde, wo es hingehört. Was haben wir also zu verlieren? Weniger als man denkt. Wir gewinnen dafür so viel mehr: nämlich eine Sprache, die uns nicht mehr in Kategorien zwängt, sondern uns frei lässt, uns auf die wirklichen Probleme des Lebens zu konzentrieren.

Und was bleibt?

Bleiben wird wohl die Erkenntnis, dass wir in einer Welt leben, die nicht stehenbleibt. Sprache verändert sich, genauso wie alles andere um uns herum. Vielleicht wird „ens“ eines Tages in die Geschichte eingehen als der nächste evolutionäre Schritt in der endlosen Suche nach sprachlicher Gerechtigkeit. Vielleicht aber auch nicht. Und vielleicht ist das auch gar nicht so wichtig.
Was wichtig ist, ist, dass wir weiterhin miteinander sprechen, lachen und – das darf man nie vergessen – einkaufen gehen. Denn ganz egal, ob wir „ens Käufens“ oder „der Käufer“ sind: Der Wocheneinkauf erledigt sich nicht von selbst.

Quellen und weiterführende Links

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