Das Theater der Wahlen
Wenn wir uns die politische Landschaft der letzten Jahre ansehen, könnte man fast meinen, wir leben in einer satirischen Inszenierung, die von Harald Schmidt selbst verfasst wurde. Wahlen sind wie die schillernden Theateraufführungen, bei denen die Protagonisten nicht nur das Volk, sondern auch sich selbst mit ihren eigenen Dramoletten unterhalten. Das Publikum, das wir, das Volk, wird zum Komparsen degradiert, während die Politiker auf der Bühne mit schier unglaublichen Reden und noch unglaublicheren Versprechungen um die Wette agieren. Wer braucht schon einen Plot, wenn die Akteure das Stück mit ihrer Absurdität allein tragen können?
Ein Karneval der Selbstdarstellung
Betrachten wir zunächst die Kandidaten selbst. Man könnte meinen, die Auswahl ähnelt einem Casting für eine Reality-Show: „Wer wird der nächste Bundeskanzler?“. Es ist fast so, als ob die Parteien nicht mehr nach den besten Köpfen suchen, sondern nach den besten Quoten. Schließlich sind die Wahlen längst zu einem Spektakel geworden, bei dem es weniger um die tatsächlichen Themen geht und mehr darum, wer die meisten Follower in den sozialen Medien hat. Wer würde sich nicht gerne auf einer politischen Bühne als Instagram-Star inszenieren, während man gleichzeitig die drängenden Probleme des Landes ignoriert?
Wie Harald Schmidt einmal bemerkte, könnte man auch einen Affen im Anzug auf die Bühne stellen, und solange er ein paar gute Sprüche macht, könnte er die Wähler überzeugen. Die ernsthafte Auseinandersetzung mit politischen Themen ist scheinbar nur noch für die Harten im Nehmen reserviert. Vielleicht sollten wir eine Reality-Show daraus machen: „Deutschland sucht den Superstar der Politik“. Ich bin mir sicher, dass wir mit dieser Strategie auch die Quote bei der Wählerbeteiligung steigern könnten – oder zumindest den Unterhaltungswert.
Versprechungen für das Volk
Gehen wir einen Schritt weiter und betrachten wir die Wahlkampf-Rhetorik, die sich in der letzten Zeit wie ein unendlicher Kreis von hohlen Phrasen entpuppt hat. „Wir stehen für die Bürger!“, „Zukunft für alle!“, „Gemeinsam stark!“ – diese Slogans sind wie der Einheitsbrei eines Fertiggerichts, das man aus dem Supermarkt zieht, wenn man es mal wieder zu spät nach Hause schafft. Wo sind die konkreten Lösungen? Wo sind die Ideen, die über die nächste Wahlperiode hinausgehen?
Die Politiker scheinen sich in einem Wettlauf zu befinden, um zu sehen, wer die absurdesten Versprechungen machen kann, während sie gleichzeitig ihre eigentlichen Wahlversprechen brechen. Wie viele Male haben wir schon gehört, dass die Steuern gesenkt, die sozialen Leistungen erhöht und die Bildung revolutioniert werden sollen? Das ganze Theater ähnelt einem magischen Trick: Man bläst die Luft auf, macht einen lauten Knall, und schwupps, das Geld ist verschwunden – und mit ihm die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Opfer oder Mitspieler im Spiel?
Doch lassen wir die Politiker für einen Moment beiseite und richten unseren Blick auf das eigentliche Publikum: die Wähler. Sind wir nicht alle ein bisschen selbst schuld an diesem Theater? In der Tat ist es eine verführerische Vorstellung, seine Stimme für den „coolsten“ Kandidaten abzugeben, der am besten im TV rüberkommt. Doch in dieser Abstimmung auf Basis von Sympathie verlieren wir die Essenz dessen, was Demokratie eigentlich sein sollte: die Verantwortung für die Wahl und die Konsequenzen, die sich daraus ergeben.
Harald Schmidt hat oft darauf hingewiesen, dass die Deutschen ein ganz besonderes Talent für die Selbsterniedrigung besitzen. Wenn wir über Wahlen nachdenken, könnten wir uns fragen: Sind wir die Opfer oder die Mitspieler in diesem Spiel? Wir sind schließlich die, die den Politikern unsere Stimmen anvertrauen, während wir gleichzeitig darauf hoffen, dass sie nicht zu den ersten gehören, die ihre Versprechen vergessen, sobald sie im Amt sind. Es ist ein schmerzhaft komisches Schauspiel, das immer wieder vor unseren Augen aufgeführt wird – und wir sind das Publikum, das mit leeren Blicken zusieht.
Ein Aufruf zur politischen Bildung und Selbstreflexion
Schließlich bleibt uns nur der Aufruf zur politischen Bildung und Selbstreflexion. Wenn wir den Wahnsinn, der sich in unseren politischen Arenen abspielt, durchbrechen wollen, müssen wir uns selbst ernst nehmen. Vielleicht sollten wir weniger auf die schillernden Wahlkämpfer achten und mehr darauf, was sie tatsächlich zu bieten haben. Demokratie ist kein Wettkampf der Beliebtheit, sondern eine ernsthafte Verantwortung, die wir als Wähler tragen.
Harald Schmidt würde uns wahrscheinlich mit einem Augenzwinkern anregen, unsere Wahlentscheidungen über den nächsten Social-Media-Trend hinaus zu treffen. Lassen wir uns nicht von der Inszenierung täuschen und fordern wir mehr von unseren Politikern. Denn wenn das Theater der Wahlen eines zeigt, dann, dass die Hauptdarsteller stets wechseln können, während das Publikum immer bleibt – und zwar hungrig nach mehr.