Das ewige Opfer oder das ewige Problem?
Kaum ein anderes Volk hat es geschafft, sich in der kollektiven Psyche der Welt so fest zu verankern wie die Palästinenser. Sie gelten als das ewige Opfer, als Symbol für die tragische Ungerechtigkeit der modernen Geschichte. Doch in den hintersten Winkeln dieser auf Gerechtigkeit pochenden Erzählung lauert eine andere, viel unbequemerere Wahrheit: Wo immer die Palästinenser aufschlagen, geht es mit der Stabilität bergab. Ein Zufall? Eine historische Ungerechtigkeit? Oder doch der Schatten einer unbequemen Realität, der so lange ignoriert wurde, bis es zu spät war?
Die Geschichte der Palästinenser ist nicht nur die Geschichte eines Volkes, das aus seiner Heimat vertrieben wurde. Es ist auch die Geschichte der Auswirkungen ihrer Migration auf die Staaten, die sie aufnahmen. Vom Libanon über Jordanien bis hin zu Gaza – die Spuren der palästinensischen Diaspora lesen sich oft wie ein politisches Desastertagebuch. Was bleibt ist die Frage: Liegt das Problem wirklich nur bei der Vertreibung, oder tragen die Palästinenser auch selbst eine Verantwortung, die allzu oft verschwiegen wird?
Libanon – Die einstige Schweiz des Nahen Ostens versinkt im Chaos
Es gab eine Zeit, in der der Libanon als „Schweiz des Nahen Ostens“ galt. Eine blühende Wirtschaft, eine florierende Kultur, ein Beispiel für den friedlichen Zusammenhalt verschiedener religiöser und ethnischer Gruppen. Und dann, so die Legende, kamen die Palästinenser.
Die Gründung des Staates Israel 1948 brachte eine massive Flüchtlingswelle in den Libanon. Hunderttausende Palästinenser ließen sich in den Flüchtlingslagern nieder, die bis heute bestehen – ein trauriges Mahnmal des Versagens. Doch die Lager waren nicht nur stille Zeugen einer humanitären Krise, sie wurden zu Brutstätten für den Konflikt. Die PLO (Palästinensische Befreiungsorganisation), die in den libanesischen Lagern wuchs und gedieh, nutzte das Land als Basis für ihre Angriffe auf Israel. Die Folge: Der Libanon wurde unweigerlich in den Nahostkonflikt hineingezogen. Was folgte, war eine Spirale der Gewalt, die 1975 im Bürgerkrieg gipfelte und das Land für Jahrzehnte in den Abgrund riss.
Die einstige „Schweiz des Nahen Ostens“ wurde zu einem blutigen Schlachtfeld, auf dem die Palästinenser eine Schlüsselrolle spielten – als Waffenlieferanten, Guerillakämpfer und politische Brandstifter. Die libanesische Gesellschaft zerfiel, und bis heute hat sich das Land nicht vollständig erholt. Der Multikulturalismus, einst eine Stärke, wurde zur Schwäche, und der Libanon zahlte den Preis für die Aufnahme der palästinensischen Flüchtlinge mit seinem eigenen Zerfall.
Jordanien – Ein Land, das am Rande des Untergangs balanciert
Jordanien, das Land der Haschemiten, galt lange als eine Bastion der Stabilität in einer Region, die sich ständig am Rande des Zusammenbruchs befand. Aber auch hier hinterließen die Palästinenser ihre Spuren – und zwar keine besonders angenehmen.
Im Jahr 1970 erreichte die Krise ihren Höhepunkt. Hunderttausende Palästinenser hatten sich nach dem Sechstagekrieg in Jordanien niedergelassen, und die PLO war wieder einmal zur dominierenden Kraft geworden. Anstatt sich jedoch dankbar in die jordanische Gesellschaft zu integrieren, begannen sie, das Königshaus offen herauszufordern. Yassir Arafat und seine Gefolgsleute sahen Jordanien nicht mehr als Zufluchtsort, sondern als Basis für ihren bewaffneten Kampf – und bald als potenzielle neue Heimat für einen palästinensischen Staat.
Die Folge? „Schwarzer September“ – eine brutale Auseinandersetzung zwischen der jordanischen Armee und den palästinensischen Milizen, die damit endete, dass König Hussein den Aufstand niederschlug und tausende Palästinenser aus dem Land vertrieb. Der Preis für Jordaniens relative Stabilität war hoch: Blut, Tränen und das gewaltsame Ende eines gescheiterten palästinensischen Traums.
Doch die Spannungen schwelen bis heute. Jordanien bleibt ein Land, in dem die palästinensische Frage eine tickende Zeitbombe darstellt, die jederzeit explodieren könnte.
Gaza – Ein gescheitertes Experiment
Wenn es einen Ort gibt, der die Tragik der palästinensischen Sache in ihrer düstersten Form verkörpert, dann ist es Gaza. Einst ein relativ wohlhabendes Küstengebiet mit florierender Wirtschaft, ist es heute nichts weiter als eine Freiluft-Gefängnis. Doch auch hier lohnt es sich, einen Blick auf die Entwicklung zu werfen, um die Frage zu beantworten: Was genau ging schief?
Als Israel 2005 Gaza vollständig räumte und den Palästinensern die Kontrolle überließ, schien dies ein Moment des Triumphes zu sein. Endlich hatten die Palästinenser ein eigenes Territorium, um ihren Staat aufzubauen. Doch was folgte, war ein Fiasko von epischen Ausmaßen. Anstatt eine funktionierende Gesellschaft aufzubauen, versank Gaza in Chaos und Gewalt. Die Hamas, eine radikale islamistische Gruppe, übernahm die Kontrolle und führte das Gebiet in eine Endlosschleife aus Raketenangriffen und Vergeltungsschlägen mit Israel.
Anstatt Schulen zu bauen, wurden Tunnel gegraben. Anstatt eine funktionierende Wirtschaft zu errichten, wurde der Gazastreifen zu einer militarisierten Zone. Die internationale Gemeinschaft investierte Milliarden in den Wiederaufbau – doch es scheint, als sei jeder Cent in den Händen einer korrupten, militanten Elite versandet, die mehr an der Zerstörung Israels als am Wohlergehen der eigenen Bevölkerung interessiert ist.
Gaza, einst ein blühendes Gebiet, ist heute ein tragisches Beispiel für die gescheiterte palästinensische Selbstverwaltung.
Ägypten – Die Mauer der Verzweiflung
Ägypten, das Mutterland der arabischen Welt, hat eine lange Geschichte der Solidarität mit den Palästinensern. Doch auch hier scheint die Unterstützung ihre Grenzen zu haben. 2009 begann Ägypten, eine Mauer an der Grenze zu Gaza zu bauen – hoch, stählern und unüberwindbar. Für viele war dies ein schockierender Moment: Warum baut ein arabisches Land eine Mauer gegen seine palästinensischen Brüder?
Die Antwort liegt in der bitteren Realität: Ägypten hatte genug. Die ständigen Schmuggleraktivitäten, der Waffenhandel und die Radikalisierung, die von Gaza ausgingen, destabilisierten den Sinai und bedrohten die ägyptische Sicherheit. Der Gedanke, dass Palästinenser Flüchtlinge seien, die Hilfe benötigten, wich der harten Realität, dass sie auch eine Bedrohung für die Stabilität der Region darstellen können.
Heute ist die Mauer ein Symbol für das Versagen der palästinensischen Führung, Verantwortung für die eigene Zukunft zu übernehmen. Selbst ihre arabischen Nachbarn scheinen die Geduld verloren zu haben.
Die unbequeme Wahrheit
Und nun stehen wir hier, inmitten eines politisch korrekten Minenfeldes, und müssen die unbequeme Wahrheit aussprechen: Wo immer die Palästinenser auftauchen, folgt das Chaos. Von Libanon bis Gaza, von Jordanien bis Ägypten – die Spuren, die sie hinterlassen, sind oft geprägt von Instabilität, Gewalt und gescheiterten Träumen.
Ist dies eine Folge der israelischen Besatzung, der westlichen Kolonialpolitik oder vielleicht doch der eigenen Unfähigkeit, mit der Welt in Frieden zu koexistieren? Es ist leicht, die Palästinenser als ewige Opfer zu betrachten, aber schwerer, ihre Rolle als Akteure in ihrer eigenen Tragödie zu erkennen. Vielleicht ist es an der Zeit, das Narrativ zu ändern und die Palästinenser nicht nur als Leidtragende, sondern auch als Verantwortungsträger für das eigene Schicksal zu betrachten.
Quellenangaben, Verweise und weiterführende Links:
- Barry Rubin, The Transformation of Palestinian Politics – Eine Analyse der politischen Entwicklung der Palästinenser und ihrer Auswirkungen auf die Region.
- Yossi Klein Halevi, Letters to My Palestinian Neighbor – Ein jüdisch-israelischer Blick auf den Konflikt und die Komplexität der palästinensischen Identität.
- The Economist: „The Price of Refuge: How Palestinian Refugees Shaped the Middle East“ – Ein Artikel über die historischen und politischen Folgen der palästinensischen Diaspora.
- UNRWA Reports – Offizielle Berichte der UN-Flüchtlingsagentur, die das Dilemma der palästinensischen Flüchtlinge seit 1948 dokumentieren.
- Middle East Institute: „Palestinian Refugees in Lebanon: A History of Injustice“ – Eine detaillierte Analyse der Auswirkungen palästinensischer Flüchtlinge auf den Libanon und den Nahen Osten.