Die verführten Kids von Fridays for Future

Die Bühne des Weltuntergangs: Ein Kindertheater für Erwachsene

Wenn man sich die Welt des 21. Jahrhunderts anschaut, könnte man meinen, wir lebten in einer Dauerschleife eines überdrehten Dramas, inszeniert von hypermoralischen Teenagern und beklatscht von einem Publikum, das sich ein wenig zu bereitwillig manipulieren lässt. Der Plot? Nun, er könnte direkter nicht sein: Die Welt geht unter – und schuld daran ist deine letzte Urlaubsreise nach Mallorca, dein Schnitzel oder dein SUV. Willkommen im surrealen Theater der Fridays for Future-Bewegung, in dem die Bühne von jungen Aktivisten besetzt wird, die das düstere Schicksal unseres Planeten mit einer Ernsthaftigkeit verkünden, die man sonst nur aus religiösen Kulten kennt.

Es wäre noch einigermaßen erträglich, wenn wir es hier nur mit einer pubertären Rebellion zu tun hätten – eine dieser Phasen, in denen man glaubt, die Wahrheit mit dem Löffel gefressen zu haben. Aber nein, es ist weitaus schlimmer: Was als Bewegung von Kindern begann, die für ihre Zukunft protestieren, hat sich in einen globalen Glaubenskrieg verwandelt. Die „Erwachsenen“ (was für ein zynischer Euphemismus für die politische Klasse!) sind längst zu devoten Zuschauern geworden, die ehrfürchtig vor den Propheten der Apokalypse niederknien.

Wer braucht schon Fakten, wenn man Angst hat?

Die Bewegung, die unter dem Banner der Wissenschaft marschiert, hat es erstaunlich gut geschafft, wissenschaftliche Nuancen, Unsicherheiten und Komplexitäten konsequent aus ihren Reden und Protesten auszuklammern. Es wird nicht gefragt, ob bestimmte Prognosen vielleicht falsch sein könnten, ob das Weltklima womöglich noch andere Einflussfaktoren hat als den menschlichen CO₂-Ausstoß, oder ob die dramatischen Vorhersagen der letzten Jahrzehnte nicht doch zuweilen etwas übertrieben waren. Warum auch? Zweifel sind nichts weiter als Ablenkungen auf dem Weg zur großen Rettung.

Es wird stattdessen eine Atmosphäre der Panik erzeugt, die jedes rationale Argument erdrückt. „Wir haben keine Zeit mehr“, lautet das Mantra, das mit so unaufhaltsamer Regelmäßigkeit wiederholt wird, dass man sich an die apokalyptischen Sekten der Vergangenheit erinnert fühlt. Hier haben wir keine rationalen Diskutanten, sondern messianische Jünger, die ihren Glauben an die baldige Endzeit mit einer Überzeugung verteidigen, die an religiösen Fanatismus grenzt. Wenn wir uns nicht sofort – sofort! – ändern, dann ist es aus mit uns. Wer zweifelt, wer fragt, wer zögert, ist ein Feind. Ein Feind der Natur, der Zukunft, ja der Menschheit selbst.

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Kindliche Naivität als neue Tugend?

Fridays for Future ist vor allem eines: eine riesige Inszenierung der Naivität. Es ist die kindliche Überzeugung, dass die Welt einfach zu retten sei, wenn man nur fest genug daran glaubt und alle bösen Erwachsenen dazu zwingt, ihren Lebensstil zu ändern. Während Greta und ihre Gefolgschaft mit brennenden Augen die Zerstörung der Erde beklagen, bleiben einfache, aber entscheidende Fragen unbeantwortet: Wie soll der radikale Wandel, den sie fordern, praktisch aussehen? Wer trägt die enormen Kosten, die durch eine rasante Dekarbonisierung der Wirtschaft entstehen würden? Und vor allem: Was, wenn die Lösungen, die sie vorschlagen, viel mehr Schaden anrichten, als sie Nutzen bringen?

Die Antwort auf diese Fragen? Schweigen. Denn in der Welt der Jugendlichen, die auf den Straßen protestieren, gibt es nur eine einzige Wahrheit: Wir müssen sofort handeln. Es ist ein simplistisches Weltbild, das den komplexen Zusammenhang von Ökonomie, Ökologie und Gesellschaft ignoriert und in einen naiven Schwarz-Weiß-Rahmen presst. Es ist die kindliche Logik, die glaubt, dass alles Böse einfach verschwindet, wenn man nur laut genug „Stop!“ schreit.

Die Rolle der Erwachsenen: Narren oder Mitverschwörer?

Was vielleicht noch tragischer ist als die Verführung der Jugendlichen durch simple Weltbilder, ist das kollektive Einknicken der Erwachsenen. Politiker, Medien und sogar Wissenschaftler stehen andächtig da und nicken eifrig mit dem Kopf, wenn die Jünger von Fridays for Future ihre Forderungen wiederholen. Ein bisschen erinnert das an Eltern, die ihren Kindern erlauben, die Wände mit Wachsmalstiften zu beschmieren, weil sie Angst haben, ihre Autorität infrage zu stellen. Es ist eine der groteskeren Erscheinungen unserer Zeit: Eine Generation, die sich von der jüngeren Generation sagen lässt, was zu tun ist – nicht aufgrund von Überzeugung, sondern aus reiner Feigheit und opportunistischer Kalkulation.

Man stelle sich vor, wie sich ein Staatsmann von Kaliber, sagen wir, eines Winston Churchill, in einer solchen Situation verhalten hätte. Hätte er sich von Jugendlichen, die von Weltuntergangsängsten getrieben sind, vorschreiben lassen, wie er zu regieren hat? Wohl kaum. Aber die heutigen Staatslenker? Sie klatschen frenetisch Beifall, überbieten sich gegenseitig in ihren Versprechungen und Maßnahmenkatalogen – während sie heimlich hoffen, dass sie die Rechnung für die klimatische Radikalität, die sie anfeuern, nicht selbst zahlen müssen.

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Der schmale Grat zwischen Idealismus und Ideologie

Es wäre falsch, die jungen Klimaaktivisten ausschließlich zu verspotten. Der Idealismus, der sie antreibt, ist ein Symptom der Enttäuschung und des Misstrauens gegenüber einer Welt, die oft genug versagt hat. Ja, es gibt handfeste Probleme in der Klimapolitik, und ja, viele Entscheidungen wurden von kurzfristigen Interessen getrieben. Doch was Fridays for Future daraus macht, ist kein Idealismus mehr, sondern reine Ideologie. Die politische Diskussion wurde von moralischen Absolutismen überlagert, die keinen Widerspruch mehr zulassen.

Ideologie, so lehrt uns die Geschichte, ist jedoch nie ein guter Ratgeber. Sie versperrt den Blick für Alternativen, für kreative Lösungen und für die Fähigkeit, Kompromisse einzugehen. Genau hier liegt die Gefahr, die von der Bewegung ausgeht. Sie duldet keinen Diskurs, sie duldet nur Zustimmung. Ein System, das sich weigert, seine eigenen Dogmen zu hinterfragen, wird früher oder später an seiner Starrheit zerbrechen. Doch die Kosten für dieses Zerbrechen werden nicht die Aktivisten tragen, sondern die Gesellschaft als Ganzes.

Schluss: Die unheimliche Macht der Utopie

Wenn man auf die Fridays for Future-Bewegung schaut, kann man sich des Gefühls nicht erwehren, dass hier eine Generation in eine gefährliche Utopie hineingezogen wird. Eine Utopie, die nicht von Vernunft, sondern von Emotionen geleitet wird – und das ist die eigentliche Tragödie. Die Geschichte hat uns wiederholt gezeigt, dass es die utopischen Träume sind, die die schrecklichsten Alpträume hervorbringen können.

Die Welt ist nicht schwarz und weiß, sie ist voller Grautöne. Doch das wollen die verführten Kids von Fridays for Future nicht hören. Sie ziehen mit kindlicher Entschlossenheit in den Kampf, überzeugt davon, dass sie die Retter der Welt sind. Der Rest von uns schaut zu, klatscht oder schweigt – und hofft insgeheim, dass die Geschichte doch noch ein gutes Ende nimmt.

Weiterführende Quellen und Links:

  • Orwell, George: 1984 – Eine Mahnung vor der Gefahr totalitärer Ideologien, die sich als Heilsbringer ausgeben.
  • Postman, Neil: Wir amüsieren uns zu Tode – Ein Klassiker über die kulturelle Verflachung und die Rolle der Medien in der Infantilisierung der Gesellschaft.
  • Illich, Ivan: Entschulung der Gesellschaft – Eine tiefgründige Kritik an der modernen Erziehung und ihrer Rolle in der Formung ideologischer Denkmuster.
  • Artikelserie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu Fridays for Future – Kritische Auseinandersetzungen mit der Bewegung und ihren Forderungen.
  • Link zur Debatte über die Folgen radikaler Klimapolitik: Artikel über die ökonomischen Kosten der Klimawende.
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