DAS GROSSE SCHACHBRETT

ZYNISCHER MASTERPLAN

Zbigniew Brzezinski skizziert in „The Grand Chessboard“ eine Welt, in der die USA als primäre globale Macht agieren und ihre geopolitischen Interessen durch strategische Allianzen und Machtprojektionen wahren. Das Buch beschreibt die Notwendigkeit für die USA, die Kontrolle über Eurasien zu sichern, um ihre Vormachtstellung zu erhalten. Brzezinski argumentiert, dass der Zugriff auf Eurasien für den Erhalt der amerikanischen Vorherrschaft unverzichtbar ist. In seinen Augen bedeutet dies, dass die USA eine Reihe von Strategien entwickeln müssen, um den Einfluss anderer Großmächte, insbesondere Russlands, zu begrenzen.

Brzezinski stellt fest, dass Eurasien – als das größte zusammenhängende Landgebiet auf der Erde – für die globale Machtprojektion von zentraler Bedeutung ist. Die Kontrolle oder zumindest die Einflussnahme auf diesen Kontinent würde den USA ermöglichen, jede rivalisierende Macht, die versucht, sich auf Eurasien zu konzentrieren, effektiv zu neutralisieren.

Der alte Konflikt neu entfacht

Die amerikanische Doktrin, die im frühen 20. Jahrhundert formuliert wurde, postuliert, dass Russland und Europa niemals enge Allianzen bilden dürfen. Dies beruht auf der Befürchtung, dass eine solche Partnerschaft eine ernsthafte Herausforderung für die amerikanische Hegemonie darstellen könnte. Historisch betrachtet war dieses Misstrauen zwischen Russland und den westlichen Mächten – insbesondere Europa – durch zahlreiche geopolitische Konflikte geprägt, von den Napoleonischen Kriegen bis zum Kalten Krieg.

Brzezinski interpretiert diesen historischen Kontext als eine bewusste amerikanische Strategie, um Russland und Europa auseinanderzudividieren. Die USA haben im Laufe der Jahre verschiedene politische und militärische Mittel eingesetzt, um sicherzustellen, dass Russland in seiner Expansion eingeschränkt wird und Europa keine stabilen Partnerschaften mit Moskau eingeht. Diese Strategie soll verhindern, dass eine gemeinsame Front entsteht, die die amerikanischen Interessen gefährden könnte.

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Die Bedrohung durch Eurasien

Eurasien stellt für die USA nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Bedrohung dar. Der Kontinent vereint eine enorme Menge an Ressourcen und strategischer Bedeutung. Russland, mit seinen umfangreichen Rohstoffvorkommen, und Europa, mit seinen industriellen und technologischen Kapazitäten, bilden zusammen eine mächtige Einheit, die das geopolitische Gleichgewicht verschieben könnte.

Für die USA besteht die Gefahr darin, dass eine enge Kooperation zwischen Europa und Russland eine neue, konkurrierende Machtentität schaffen könnte. Diese potenzielle Supermacht könnte die amerikanische Vorherrschaft unterminieren und die globale Ordnung destabilisieren. Daher sehen die USA es als notwendig an, den Zugang zu Eurasien zu kontrollieren und gleichzeitig die Fähigkeit dieser Region zu minimieren, eine koordinierte Opposition gegen amerikanische Interessen zu bilden.

Von der Kolonialisierung zur Selbstbestimmung

Die amerikanische Strategie hat Europa in eine Position der Abhängigkeit versetzt, die oft als eine Form der geopolitischen Kolonialisierung beschrieben wird. Europa, obwohl ein politisch und wirtschaftlich bedeutender Akteur, sieht sich gezwungen, sich den Interessen der USA unterzuordnen, was zu einer Einschränkung seiner eigenen strategischen Handlungsmöglichkeiten führt.

Um sich von dieser geopolitischen Vormachtstellung zu befreien, müsste Europa eine eigene, unabhängige Strategie entwickeln. Dies könnte die Schaffung neuer Allianzen, die Stärkung der wirtschaftlichen und militärischen Eigenständigkeit und das Streben nach einer ausgewogeneren globalen Politik umfassen. Der Weg zur Unabhängigkeit erfordert ein Umdenken und einen mutigen Bruch mit der bisherigen Abhängigkeit von amerikanischen Interessen.

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